Ein ganzes Jahr

Ein ganzes Jahr

Ich kann es kaum glauben… Es ist tatsächlich bereits ein Jahr vergangen. Mir ist dieses Gefühl, dass die Zeit verfliegt und sich alles viel zu schnell dreht schon seit einer ganzen Weile vertraut. Aber jetzt staune ich und realisiere nochmal auf einer anderen Ebene, wie diese Pandemie mit allem, was sie für uns ganz persönlich als Familie bereitgehalten hat, ein Beschleuniger ohnegleichen gewesen ist. Wir hatten so viel Leben und Trubel und nicht nur einmal hat diese Zeit mich an meine Grenzen und weit darüber hinaus gebracht.

Eine Menge Herausfordeungen

Seit Februar 2020 bis auf wenige Wochen 1 – 3 Kinder komplett allein zu Hause betreuen, Homeschooling, Mahlzeiten bereiten, Streitigkeiten begleiten, große Gefühle auffangen, zwischen Rollen hin und her springen, da sein UND präsent sein. Parallel dazu dran bleiben an den eigenen Träumen und Visionen, um die Freiberuflichkeit auszubauen und das Herzensbusiness voranzubringen. Und Obacht geben, sich selbst und die Partnerschaft nicht aus den Augen zu verlieren.

Schon wieder Geburtstag

Es ist schon wieder Geburtstag. Ich sitze hier, lese den Blogeintrag zu Paulas 8. Geburtstag im letzten Jahr, fühle es so sehr und kann nicht fassen, dass diese Worte bereits vor einem Jahr geschrieben wurden und damit auch meine letzten Worte im Blog waren. Weil eben ganz viel unter den aktuellen Umständen nicht geht. Blogbeiträge schreiben und veröffentlichen zum Beispiel.

Und ich lerne gerade sehr und immer mehr, sanft mit mir zu sein. Einen Schritt nach hinten zu treten und das Gesamte zu betrachten. Und dann kann ich sehen, dass dieses Jahr zwar keinen Blogbeitrag hervorgebracht hat, dafür aber vieles andere im Gepäck hatte.

So viel Miteinander und Bälle in der Luft

Meine Kinder an der Hand sind jetzt zehn und sieben Jahre alt. Auch das fällt mir übrigens nach wie vor manchmal schwer zu glauben. Und ja, wir haben uns viel gefetzt wegen des Homeschoolings, sie konnten meine Kochkünste nicht mehr sehen und ich musste sie zig Mal mehr auf später vertrösten, als mit lieb ist. Trotzdem ist diese Zeit, dieses Mehr an Miteinander und das Entschleunigen durch das unvorhandene Außen auch so so wertvoll für uns gewesen. Wir sind viel geerdeter und mehr bei uns, als es vorher der Fall gewesen ist. 

Ja, es war und ist noch immer herausfordernd. Es ist ungewiss, wie es weiter geht für uns und im Außen. Durch die chronische Erkrankung müssen wir flexibel bleiben und schauen, wie die Zahlen hier in der Region sich entwickeln und dann schauen, ob Schule denkbar ist oder eben nicht. Das heißt auch, vielleicht geht es noch eine Weile so weiter. Noch eine Weile versuchen im Spagat so viele Bälle wie möglich in der Luft zu halten.

Wahnsinn und im Herzen verankert

In den letzten Wochen bin ich durch einige Prozesse gegangen, habe wieder mehr hin gefühlt, wahrgenommen und gespürt. Ich war schon vorher unfassbar dankbar für alle meine Kinder und für die Tatsache, dass wir dieses Leben leben können, dass wir führen. Und dieses Leben beinhaltet den Luxus, ziemlich gute Bedingungen zu haben, um diesen jonglierenden Spagat überhaupt hinbekommen zu können.

Nachdem ich den Blog vom letzten Jahr gerade gelesen habe und all diese Gedanken und Worte kreisen, spüre ich einfach wieder so so so viel Dankbarkeit. Denn diese Zeit, die uns zeitweise in den Wahnsinn getrieben hat, kann uns keiner nehmen. Die ist in unseren Köpfen und immer immer immer im Herzen verankert. Diese ver-rückte Zeit, als wir nur hier und „nur“ miteinander waren. Diese ver-rückte Zeit, die wir gewuppt bekommen haben. Diese ver-rückte Zeit, in der wir uns erst gegenseitig in den Wahnsinn getrieben und dann unsere gemeinsamen Eisspaziergänge etabliert haben, so schön in Verbindung gekommen sind und bei UNS waren. Und da ist noch so viel mehr.

Kartensets und Duftanker

Und auch in Sachen Herzensbusiness war dieses vorbeifliegende Jahr eben auch spannend und toll. Ja, vieles habe ich nicht so umsetzten können und zeitlich fühlte ich mich dauerausgebremst. Und doch sind drei Kartensets und Duftanker in die Welt gelangt und haben Herzen berührt und Menschen auf ihren Wegen begleitet.

Und da schließt sich der Kreis wieder. Ja, wir waren im letzten Jahr kaum am Friedhof und es sieht bestimmt ziemlich chaotisch aus dort. Ja, das tut mir leid und ich wünschte, es wäre anders gelaufen. Und – und das ist wichtig – es ist, wie es ist und war anders nicht möglich. Also atme ich ein und aus und erinnere mich daran, sanft mit mir zu sein. Und jetzt machen wir das beste draus. Wie immer.

Ganz viel Leben nach dem Tod

Wir haben Blumen bestellt, Pflanzen gekauft und werden Kekse backen. All das bringen wir morgen zusammen mit einem pinken Sternenballon zum Grab. Die Kinder freuen sich schon und ich freue mich ebenfalls. Nicht nur, weil sie sich freuen. Es erfreut mich gerade auch, zu erleben, wie im vergangenen Jahr für uns persönlich so viel Leben „dazwischengekommen“ ist, wo vor neun Jahren noch der Tod alles durcheinanderbrachte.

Manchmal braucht es einen Schritt raus

Was ich heute realisiert habe – quasi meine Erkenntnis, die mich bewegt hat – ist, dass all das, was wir vor neun Jahren nach dem Tod unserer Tochter auf allen Ebenen im Innen und Außen wuppen mussten, uns für alles was da noch gekommen ist und kommen wird gestärkt hat. Diese schmerzvolle Erfahrung hat uns verdammt resilient gemacht. Es gibt Zeiten, da spüre ich das nicht. Da bin ich am Boden und denke, es geht nicht mehr. Wenn ich es aber geschafft habe, diesen Schritt nach hinten zu gehen, zu schauen, was war und was ist, kommt sie immer wieder zurück, die Zuversicht. Die Zuversicht und die Hoffnung, dass es schon irgendwie weitergeht. Und dass es irgendwann und irgendwie auch wieder „gut“ wird

Danke für Dich

Auch in diesem Jahr beginne ich mit einem Herzensdank an Dich.
Danke dafür, dass Du diese Zuversicht und dieses Vertrauen mit in mein Leben gebracht hast. Das ist so wertvoll und hat mich schon durch so viele Tiefen getragen. Einen Teil dieses Vertrauens und der Zuversicht kann ich an andere Familien weitergeben. Eltern, die noch am Anfang ihres Weges sind und das ist ganz wunderbar.
Und auch für uns als Familie, mit allen Aufs und Abs, die Familie so mit sich bringt, ist diese Zuversicht so wertvoll. Sie schenkt uns ein Gefühl von „Wir bekommen das hin.“ Was und wie auch immer sei mal dahingestellt. Aber wir schaffen das. Mit Dir und allem, was wir durch Dich gelernt haben im Herzen.
Ich liebe Dich und Du fehlst auch wenn Du irgendwie immer da bist.

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